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Mittwoch, den 7. November 2018 | PETO-Blatt-Artikel

Kunst für alle in der Stadt für alle

PETO30plus! begrüßte 70 Gäste zu einem informativen Themenabend

Wohl kaum ein Thema wurde in den letzten Monaten in Monheim am Rhein ausgiebiger diskutiert: Die Anschaffung des „Monheimer Geysirs“, einer auf dem Kreisverkehr Krischerstraße/Kappellenstraße geplanten, etwa 10 bis 12 Meter hohen künstlichen Kaltwasserfontäne. Denn die Meinungen zu diesem Kunstprojekt gehen mehr als auseinander. Warum nutzt man das Geld nicht für sinnvollere Anschaffungen? Lohnt es sich überhaupt, einen Geysir zu installieren, der sowieso nur alle paar Wochen ausbricht? Und warum kann man ihn dann nicht an einem Standpunkt platzieren, an dem er mehr zur Geltung kommt?

Auch wenn bereits im April die Umsetzung des Geysirs, gemeinsam mit zwei weiteren Kunstwerken auf Kreisverkehren, vom Kulturausschuss beschlossen wurde, sollten diese Fragen und Bedenken nicht unbeantwortet bleiben. Daher hatten alle interessierten Bürgerinnen und Bürger letzte Woche beim PETO 30plus!-Themenabend die Möglichkeit, sich nicht nur ausgiebig über die Einzelheiten des Geysirs, sondern auch allgemein über die in der Stadt geplanten Kunstwerke zu informieren und Fragen und Anregungen zu äußern.

Was bei der Diskussion um den Geysir fast in Vergessenheit gerät: Es stellt nur eins von vielen in der Stadt geplanten Kunstobjekten dar. Im vergangenen Jahr beschloss die Stadt, ab 2018 jährlich 400.000 Euro für die Anschaffung von Kunst im öffentlichen Raum bereitzustellen. Das trägt vor allem der Tatsache Rechnung, dass in den letzten 20 Jahren kaum neue Gegenwartskunst im Stadtgebiet installiert wurde.

Daher ging es im ersten Teil des Themenabends zunächst darum, das Konzept „Kunst im öffentlichen Raum“ darzustellen und zu erklären, wie es in Monheim am Rhein umgesetzt werden soll. Katharina Braun, die Leiterin der Monheimer Kunstschule, erklärte die Grundidee: Kunst soll durch die öffentliche Platzierung für jedermann zugänglich, erlebbar und bewertbar gemacht werden. Das Monheimer Konzept dreht sich darüber hinaus vor allem um eins: Den Gedanken von Vielfalt, Toleranz und Offenheit und somit die Themen einer „Stadt für alle“. Es sollen autonome und ortsspezifische Skulpturen entstehen, die zur Teilnahme einladen. Das Ziel ist hierbei vor allem, dass es sich um Kunst in einem erweiterten Verständnis handelt, für die es kaum gestalterische Einschränkungen geben soll. Die Auswahl der Künstler und Kunstwerke erfolgt in einem aus mehreren Etappen bestehenden Auswahlverfahren mit Dialogen zwischen Experten, der Stadt, Künstlern und einer Auswahlkommission. In diesem Rahmen wurden dieses Jahr neben insgesamt drei Kunstprojekte auf Kreisverkehren noch zwei weitere im Stadtgebiet zu installierende Objekte beschlossen: Eine Gänseliesel-Skulptur des berühmten Künstlers Markus Lüpertz, die an der Rheinpromenade entstehen soll, und eine weitere Skulptur zum Gedenken an den katholischen Widerstandskämpfer Franz Boehm auf dem Kirchplatz vor St. Gereon.

Bei der anschließenden Diskussionsrunde hatten die etwa 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im neuen Comfort-Hotel genügend Zeit, ihre Fragen und Anregungen zu äußern. Besonders häufig kam hier das Thema des Geysirs auf. Im Gegensatz zu vielen im Frühjahr geäußerten Bedenken hinsichtlich der Baukosten drehten sich die Fragen nun eher um die konkrete Umsetzung. Besonders bedauert wurde beispielsweise, dass der Aufwand, ein solches Kunstwerk zu schaffen in keiner Relation dazu stehe, dass der Geysir nur so selten ausbreche. Bürgermeister Daniel Zimmermann erklärte, dass die Wahl eines ungewöhnlichen Standorts einen großen Teil des Kunstwerkes ausmacht, da es so zwei Dinge verknüpft, die eigentlich nicht zueinander passen: „Der Künstler spielt damit, den Geysir nicht nur in eine Landschaft einzufügen, in der er normalerweise nicht vorkommt, sondern auch an einem Ort zu platzieren, der auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint. Würde man den Geysir jedoch an einem anderen Ort installieren, wäre er nur noch ein Springbrunnen und kein Kunstwerk mehr“, warb Zimmermann für den ausgewählten Kreisverkehr.

Zimmermann erläuterte außerdem, dass der Geysir in der Zeit zwischen den Ausbrüchen nicht unsichtbar bliebe. Spezielle Steine, die Bepflanzung der Mittelinsel, kniehohe und gluckernd aufsteigende Wasserschwälle sowie bodennahe künstliche Nebelschwaden sollen den Eindruck einer echten Geysirlandschaft hervorrufen, sodass der Kreisverkehr auch außerhalb der spektakulären Ausbrüche vorbeifahrende Menschen neugierig machen werde.

Neben den kritischen Stimmen gab es auch positive Beiträge zur Kunst im öffentlichen Raum. Einige Diskussionsteilnehmer betonten den touristischen Aspekt des Konzepts. Die Kunstwerke böten die Chance, kunstinteressierte Besucherinnen und Besucher zu gewinnen und sowohl Touristen als auch Einheimische für künstlerische Positionen zu interessieren. Trotz aller Kontroversen war der Themenabend von einer sachlichen und spannenden Diskussion geprägt. Zimmermann bilanzierte: „Dass wir in Monheim am Rhein nach vielen Jahren, in denen Kunst in der Öffentlichkeit überhaupt keine Rolle spielte, jetzt so lebhaft über Kunst diskutieren, das ist für sich betrachtet schon mal ein wirklich großer Erfolg.“

 

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